Die wehrte (und verrückte) Familie hat mir zum Geburtstag, welcher nun auch schon wieder drei Monate zurück liegt, das PinePhone beschert.
Ein Smartphone auf dem astreines Linux läuft - sehr gut!
Ich habe das PinePhone die letzten drei Monate mal getestet und muss sagen ich hab noch nie so oft einen Blogpost so oft geändert wie diesen hier.
Bevor ich zum PinePhone komme, kurz noch noch ein paar Worte zu meinem aktuellem Setup was das liebe Smartphone angeht.
Mein Setup aktuell
Aktuelles Model: Apple iPhone X / 64GB
Meistgenutzte Apps:
APPS
Daneben natürlich auch Funktionen wie Wecker, Anrufe, und Systeminterne Features.
DAS PINEPHONE
Nun aber zum Pinephone.
Das PinePhone ist ein OpenSource Smartphone, was heißt, dass alle Komponenten komplett quelloffen sind.
Zudem ist das PinePhone kompatibel mit allen aktuell verfügbaren Mobile-Linux Distros.
HARDWARE
Die Hardware des PinePhones entspricht eher der unteren Mittelklasse im Vergleich mit aktuellen Smartphones.
Hier die Specs:
SPECS
Da das PinePhone zusätzlichen Wert auf Privacy legt, sind auf der Rückseite noch Hardwareswitches verbaut.
Mit denen lassen sich LTE/GPS, Wifi, Micro, Lautsprecher und Kamera hardwareseitig ausschalten.
A64 QuadCore Prozessor und 3GB RAM sind prinzipiell völlig ausreichend für ein Smartphone und für Linux alle mal.
Für größere Rechenaufgaben muss eh der Laptop oder Rechner herhalten.
Das Display ist im direkten vergleich nahezu identisch mit dem iPhone X und durch das fehlen der Notch am oberen Rand sogar ein wenig größer. Die Auflösung kommt an das OLED Display nicht ran, ist aber trotzdem völlig ausreichend und man geöhnt sich an alles.
32GB eMMC Speicher ist nur die Hälfte vom iPhone, allerdings ist beim iPhone der Großteil des Speichers von Fotos belegt. Diese sollen in Zukunft eh ausgelagert werden und nicht mehr auf dem Smartphone gespeichert werden.
Ein weitere Punkt warum Fotos nicht aufs PinePhone sollen ist auch die Kamera.
Die Kamera im PinePhone ist gelinde gesagt eher mäh und für Bastler und nicht für den täglichen Gebrauch. Es macht passable Fotos - mehr aber auch nicht.
Hier sollte man eher gemäß dem KISS Prinzip, das PinePhone für Telefonsachen benutzen und eine Kamera zum Fotos machen. So werde ich das auch handhaben.
SOFTWARE
Das PinePhone gibt es in verschiedenen Varianten.
Begonnen wurde mit der "Braveheart", welche komplett ohne OS kommt.
Danach gab es die Community-Editions. Diese wurden entweder mit Manjaro, Mobian und KDE Plasma Mobile. Diese kamen dann auch mit coolem "Branding" auf der Rückseite des Phones.
Ich darf die Manjaro Variante mein Eigen nennen.
Die letzten Tage kam die News auf, dass zukünftige PinePhones standartmäßig mit Manjaro und Plasma Mobile ausgeliefert werden.
Trotz Branding ist auch bei den Community-Editions jedes andere OS installierbar.
Wer gerne mal alle verfügbaren Betriebssystem testen will, dem sei das Multiboot Image von
xnux.eu ans Herz gelegt.
Hier hat man die Möglichkeit 17 verschiedene Distros zu testen.
Noch nie hab ich so lange gebraucht um mich für eine Distro zu entscheiden wie beim PinePhone.
Natürlich hätte ich gerne das gleiche OS auf dem Smartphone wie auf dem Rechner, NixOS ist allerdings noch viel Bastelei fürs Pinephone und da mein iPhone langsam "Adieu" sagt, muss was her das als Alltagsgerät taugt.
Manjaro, Arch, postmarketOS sind OK aber für mich nicht stabil genug und ziemlich akku-fressend.
Mit SailfishOS werd ich nicht warm. SXMO als WM ist cool, weil er auf DWM basiert, aber wenn ich ca. 30sek. brauch um einen Anruf anzunehmen, dann ist das auch nichts für den Alltag.
Was ich jetzt sage, hätte ich selber nicht gedacht. Ich hab mich für Ubuntu entschieden. Um genau zu sein Ubuntu Touch
Mein letztes Ubuntu ist nun auch schon wieder 15 Jahre her.
Leider wird die Community-Edition nicht mit Ubuntu Touch ausgeliefert. Also heißt es selber flashen.
Dazu braucht man eine SD-Karte und das Image von
Jumpdrive.
Das Image wird auf die SD-Karte geflasht (
SD KARTEN FLASHEN)
Wenn alles auf der SD-Karte ist, kommt diese in das PinePhone. Das PinePhone bootet default von der SD-Karte wenn diese vorhanden ist.
Wenn alles geklappt hat, sieht man einen Screen auf dem PinePhone der einem mitteielt, dass das PinePhone bereit zum flashen ist.
Nun wird das PinePhone per USB Kabel an den Rechner angeschlossen und taucht dort nun auch als device auf.
Die Handhabung ist die selbe wie bei einer handelsüblichen Desktop Linux Distro inkl. Terminal.
DAILY USE
Nun aber weg von der Theorie und hin Tauglichkeit im daily-use.
Das PinePhone liegt gut und sicher in der Hand und die 3 Knöpfe sind gut zu erreichen. Also Anschalten.
Das booten bis zur Pineingabe dauert ~15sek.
Die 10sek sind super und viel schneller als beim iPhone.
Ubuntu Touch fürt gewohnt einsteigerfreundlich durch die Ersteinrichtung.
Danach ist das PinePhone direkt nutzbar.
Die Oberfläche von Ubuntu Touch ist modern und intuitiv bedienbar und basiert auf Unity.
Das anfängliche rechnen des PinePhones wie bei anderen Betriebssystemen entfällt hier. Das Phone ist direkt einsatzbereit und reagiert ohne Latenz oder Ladezeiten.
Weiter gehts mit dem Blick auf die Apps.
APPS
1. Castro - Podcatcher
Podcasts? Ganz wichtig! Castro gibts leider nur für iOS. Macht nix, denn für Ubuntu Touch gibt es "Podbird".
Übersichtliche UI und einfach zu bedienen. Queues, Downloads, Abos und die Apple Podcasts anbindung also alles was es braucht.
Einen Import aus anderen Podcatchern wäre noch super, muss aber nicht.
2. Apple Mail
Dekko 2 ist hier die Antwort. Moderne UI - leicht in der Handhabung. Perfekt.
3. Comet
Für Reddit nehm ich "uReadIt" ein Reddit-Client der schick aussieht und flott läuft.
4. Signal - Messagingi
Es gibt zwar den Signal-Client "Axolotl" allerdings habe ich den noch nicht zum Laufen bekommen.
Leider ist Signal der Hauptkommunikationskanal. Hier muss also was her!
5. Element
Für Element bzw. Matrix gibt es die App "FluffyChat". Sieht modern aus und lässt sich super bedienen. Wenn man weiß wo man den Matrix Server konfiguriert, dann klappt das auch super auf anhieb.
6. Tweetbot
Wie zu erwarten gibt es auch hier keine offizielle Twitter App, dafür aber natürlich eine WebApp. Für mich funktioniert hier "Tweet Mobile" vorerst am besten.
7. Discourse Hub - Discourse Foren
Hier gibt es leider keine Alternativen. Hier bleibt nur der Zugriff per Webbrowser oder Rechner.
8. Discord - Discord Client
Wird per Web-App bewerkstelligt und das ist in Ordnung, da ich es nicht so oft brauche.
9. Firefox - Webbrowser
Firefox ist nicht vorhanden im OpenStore. Ubuntu Touch bringt eine Virtuelle Umgebung namens Libertine mit. Mit Libertine lässt sich auch Firefox betreiben.
Funktioniert soweit ganz passabel.
10. Paypal - Payment
Für Paypal gibt es eine Web-App die den Zugriff auf Paypal gewährleistet. Brauch ich nicht oft - von daher völlig ausreichend.
11. Ebay & Ebay Kleinanzeigen
Auch hier per Web-App geregelt und da bei EBay nicht die Priorität liegt auch völlig OK.
12. Corona Warn App
Tja die CWA hat höchste Priorität aber natürlich gibt es hier keinen Ubuntu Client.
Solange das iPhone noch funktioniert, muss es wohl immer dabei bleiben.
13. Github
Der WebApp Client für Github funktioniert momentan leider nicht. Macht aber nichts - Github brauche ich nicht zwingend auf dem Smartphone.
14. Reeder
Für RSS Feeds kann ich "uRsses" empfehlen. Sieht schick und modern aus und läuft stabil.
15. Slack
Slack ist nicht oft im Einsatz, deswegen fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass die einzige Slack App nicht läuft. Schade aber kann man nix machen.
16. Threema
Für Threema gibt es leider keinen Ersatz oder WebApp oder ähnliches. Ich hoffe da tut sich noch was in Zukunft.
17. Telegram - Messaging
Es gibt die App "TELEports" welche an die API von Telegram anknüpft und hervorragen funktioniert inkl. Push Notifications.
FAZIT
Für fast alles wichtige gibt es also Apps bzw. Web-Apps. Der Ubuntu Touch Store wächst ständig und Updates gibt es quasi auch täglich.
Und wenn diese Pandemie mal irgendwann im Griff ist und die CWA nicht mehr gebraucht wird, kann das iPhone komplett weg.
Die Akku Leistung mit Ubuntu-Touch reicht für den Tag locker - Nachts wird eh geladen.
Anrufe haben eine passable Qualität und funktionierten bisher ohne Abbrüche, ebenso die mobile Datenverbindung.
Ich werde das PinePhone nun weiter testen im täglichen Leben und werde den Artikel hier ergänzen, wenn sich noch was ergibt.
Als abschließendes Fazit lässt sich sagen: Das PinePhone mit Ubuntu-Touch funktioniert (zumindest für mich) im Alltag durchaus gut.
Zum Einrichten des PinePhones sollte man sich Zeit nehmen. Wenn man seine Kontakte ect. nicht über Google synchronisieren will ist hier Handarbeit angesagt.
Im Großen und Ganzen ein tolles Smartphone auf dem Linux läuft und das durchaus Alltagstauglich.