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~~ ENDGAME ~~

** EIN UNIBODY SPLIT KEYBOARD **

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Ich wollte schon immer etwas mehr Keyboard-Content auf der NERDBUDE also reden wir doch mal über Oldmans ENDGAME.

0x01 - OVERVIEW


Das ENDGAME ist nicht das erste und wird auch nicht das letzte Board sein, dass sich Engame nennt - aber wahrscheinllich das einzige Board, dass das ENDGAME auch wirklich als Namen trägt. Das ENDGAME ist mir schon einige Male über den Weg gelaufen und zum Glück kann man jetzt einfach Geld auf einen Onlineshop (*reusper* KEEB.SUPPLY - und nein ich bekomme kein Geld dafür, dass ich das hier schreibe) werfen und bekommt eins der PCBs um sich sein eigenes ENDGAME zu bauen.
Das ENDGAME ist eine Unibody-Split mit 3x5+3 Keys. Also 15 Alpha-Keys und drei Thumbkeys pro Seite. Das Board kommt als Low-Profile Board konzipiert für Kailh Choc V1 Switches, bietet hotswap, basiert auf dem RP2040-Zero und wurde designed von Oldman.

0x02 - LAYOUT


Nun solltet ihr mittlerweile von mir gewohnt sein, dass es hier nicht um 08-15 Rechteck-Keyboards geht (INK hat in seinem GPN-Talk wunderbar verdeutlicht warum das auch keinen Sinn macht), sondern um Keyboards in denen ein paar mehr und andere Überlegungen stecken. So auch bei der ENDGAME. Das Keylayout der ENDGAME ist das weiter oben schon erwähnte 3x5+3, d.h der Alpha-Cluster ist 3 Keys hoch und 5 Keys breit und für die Daumen sind 3 Keys reserviert. Wobei der Key der sich an den Außenkanten befindet, auch eher für den kleinen Finger gedacht ist. Das ist einer der Gründe warum mir dieses Board ins Auge gesprungen ist. Das Layout gleicht grob dem der CORNE (wenn man die äußeren Columns wegbricht). Dennoch geht die ENDGAME hier ein paar andere Wege als die Ortholineare CORNE.
Das Board ist symetrisch aufgebaut und ich werde mich an der linken Split-Hälfte orientieren. Wir fangen an bei der Pinky-Column. Die ist im 90° winkel der default. Danach kommt die Column für den Ringfinger und hier beginnt zum einen ein Versatz nach oben mit 5mm und einem Splay - also dem wegkippen der Column nach innen. Der Winkel des Splays liegt hier bei 9°. Ein ähnliches Muster verfolgt auch die Mittelfinger-Column ebenfalls wieder nach oben versetzt, diesmal mit 3mm und mit einem Splay von 5°. Die zwei Index-Columns sind im Vergleich zur Mittelfinger-Column 4mm nach unten versetzt und drehen sich mit 3° weg von der Mittelfinger-Column. In sich sind die beiden Index-Columns gleich hoch.

Die Modifier (bzw. Thumb-Keys) sind an die Außenseiten in der unteren Row verteilt. Ganz links und rechts befinden sich jeweils ein 1.5U Key welcher sich ebenfalls horizontal an der Pinky-Column orientiert. An den Innenseiten befinden sich noch jeweils ein 1U Key und ein 1.5U Key. Die folgen aber dem Splay der Index-Column.

Soviel zum eigentlichen Key-Layout. Im default bringt die ENDGAME ein leicht angepasstes QWERTY Keymap mit. Nun hab ich meine Keyboards die ich regelmäßig nutze, auf KYB3R KEYS gemappt. Der Vorteil, dass sich die ENDGAME gar nicht soweit von der CORNE entfernt (für die das Layout ja ursprünglich gedacht ist) ist die Tatsache das sich KYB3R KEYS wunderbar dafür portieren lässt. So passen alle Alphas drauf (bei der ZILPZALP steh ich da immernoch vor der Optimierung) und auch die Mods finden Platz auf den Daumenkeys bzw. in den Home-Row-Mods. Der separate Mod für den kleinen Finger eignet sich perfekt für den GUI-Key zur Steuerung von XMonad, Space und Enter kommen wieder an den gewohnten Platz und auch Backspace und Shift haben noch dedizierte Tasten.

Da ich zugegebener Maßen noch nie eigene VIAL-Firmware geschrieben habe, benutze ich das fertige File das Keeb.Supply zur Verfügung stellt und baue mir so mein KYB3R_KEYS drauf. Ich werde mir das bauen von VIAL-Firmware nochmal anschauen und die KYB3R_KEYS Keymap nachreichen.

0x03 - MICROCONTROLLER


Zu 99% habe ich Keyboards gebaut die auf dem Pro-Micro oder Pro-Micro C basieren bzw. den selben Footprint haben. Nun brauchen die MCU-Boards, die auf den Pro-Micros basieren, aber etwas Platz und der muss natürlich auch auf dem Board berücksichtigt werden. Zum Glück geht die Entwicklung der Controller-Boards auch ständig voran und so basiert das ENDGAME auf einem RP2040-Zero Board. Das hat den Vorteil kleiner zu sein, dadurch bekommt man auf der PCB deutlich mehr Platz und zum anderen sind sie günstiger als die Pro-Micro Boards und das verhindert, dass man mehr Platz im Geldbeutel hat. Im Kit selber ist ein 0xCB Helios enthalten, welcher die KEEB.SUPPLY hauseigene Entwicklung ist und auf dem RP2040-Zero Chip basiert. Die Größe ist hier nicht der einzige Unterschied. Der Helios hat als Kontakte castalleted Pinholes. Das sind im Prinzip halbe Pinholes die offen zu den Außenkanten des MCU-Boards liegen. Das wiederum hat den Großen Vorteil, dass das MCU-Board theoretisch direkt auf die PCB gelötet werden kann. So entfällt das Mounting mit Pin-Headern wie man es sonst bei Pro-Micro Boards hatte. Das ermöglicht eine deutlich flachere Bauweise der Keyboards selber als bisher. Eine wunderbare Entwicklung. Allerdings verträgt der RP2040 keine .hex files wie ich es sonst gewohnt bin von den Pro-Micros. Dazu weiter unten mehr.

0x04 - PCB


Die PCB in dem Kit kommt in schwarz mit goldenen Traces. Sieht sehr edel aus und ist auch optisch ein Kontrast der einiges her macht.


In der Mitte des PCBs prangt der "ENDGAME" Schriftzug mit der Tag-Line "The keyboard she told you not to worry about" - hehe :D
Das ist aber nicht das einzige Detail das erwähnenswert ist beim ENDGAME. Die Löcher für die Füße sind jeweils mit lustigem Kram umkreist. So zum Beispiel "LOVE PEACE UWU". Wozu das ganze? Weil es einfach unfassbar coole Details sind, die man zwar später nicht mehr sieht, aber die einem auffallen bevor man das Board baut und die zudem zeigen wieviel Herzblut in das Projekt geflossen sind. Wunderschön. Ja ich bin großer Freund solcher Spielereien auch wenn man die PCBs im fertigen Build nicht mehr sieht. Wer mal eine orginale TOTEM von GEIST gebaut hat, weiss selber wie unfassbar gut PCB Design aussehen kann.


Ansonsten bietet das PCB natürlich die Pads für Dioden, HS-Sockets, es ist Platz für einen Buzzer und noch die löcher für die 4 Schrauben zum verschrauben der PCB im Case. An der oberen Kante des PCBs, also da wo das Microcontroller-Board später sitzt, ist eine Aussparung in die exakt die aufgelöteten Parts des MCU-Boards passen. So kann der Microcontroller so flach wie möglich an das Board gelötet werden und ermöglicht so die unfassbar flache Bauweise der ENDGAME. Das PCB selber ist 219mm lang, 94mm breit und 2mm hoch.

0x05 - BUILDING


Die ENDGAME ist nicht sonderlich kompliziert zu bauen. Wenn man die Basic-Lötskills beherscht, ist das Board schnell Einsatzbereit.
Fangen wir mit den HS-Sockets an. Diese werden mit zwei Lötpunkten auf der PCB befestigt. Mein Vorgehen dabei ist folgendes: Lötzinn auf ein Pad jedes Paares, danach den HS-Socket festlöten und im dritten Schritt die zweite Lötstelle löten. Natürlich mache ich hier nicht alle drei Schritte pro Switch sondern Löte erst Schritt 1 bei allen Switches, packe dann in Schritt zwei alle Sockets auf die PCB und im dritten Schritt werden einmal alle Sockets fixiert.


Danach kommen die SMD-Dioden an die Reihe. Wieder ein Pad des Paares mit Lötzinn versehen, Diode fixieren und zweites Pad verlöten. Das auch wieder wie bei den Sockets - jeder Schritt für alle Dioden. So spart man sich unnötige Handgriffe und hat klar definierte Prozesse.


Als Drittes kommt der 0xCB Helios. Hier wird Lötzinn auf ein Pad aufgetragen. Danach wird der Helios ausgerichtet und durch erneutes erhitzen fixiert. Danach können bequem alle restlichen Pins gelötet werden. Hier ist es wichtig darauf zu achten, dass der USB-C Port in die Aussparung der PCB zeigt.


Eigentlich ist das schon alles. Danach noch die Gummi-Füßchen in das PCB drücken und das PCB ins Case schrauben.
Im Anschluss könnt ihr eure LP Switches rein stecken (in meinem Fall Kailh LowProfile Twilights mit linearen 35g) und Caps drauf.
Damit ist die Hardware soweit fertig und wenn alles richtig und ohne kalte Lötstellen verlötet ist könnt ihr die Firmware auf das Keyboard flashen.

0x06 - FIRMWARE


Wie bereits oben schon erwähnt braucht der RP2040 statt .hex files sondern .uf2. Die können aber bequem auf den RP2040 kopiert werden. Auch gut: man kann den RP2040 nicht bricken. Das heisst, wenn was nicht funktioniert einfach nochmal debuggen und neu drauf kopieren.

Die default VIAL-QWERTY-Firmware bietet Keeb.supply direkt als Download an. So müsst ihr euch das nicht selber kompilieren und könnt direkt loslegen. Dank dem VIAL-Online Config-Tool könnt ihr euch eure Keymap live anpassen, wenn euch was am QWERTY stört. VIAL gibts natürlich auch in den Nix-Packages:

CONFIGURATION.NIX
    environment.systemPackages = with pkgs; [
     vial
    ];
  


0x07 - CASE


Das Case der ENDGAME ist (zumindest in dem Kit von keeb.supply) ein 3d gedrucktes FDM Case. Heisst hier wird per 3D Drucker Schicht für Schicht gedruckt bis das fertige Case da liegt und verbaut werden will.


Das Case ist 227mm x 102mm. Das Case ist leicht nach vorne abfallend ist hinten 12mm und vorn 8mm hoch. Farblich geht es hier eher schlicht zu mit einem einfachem Schwarz. Stilistich macht das Case hier nichts außergewöhnliches und folgt den Outlines der PCB. Die obere Kante ist horizontal und am unteren Rand orientiert sich das Case an den Thumb-Keys und wölbt sich in der Mitte leicht nach unten. Das mag für manche unspektakulär klingen, ich muss aber sagen genau das sind die Formen die bei Keyboards mag. Einfache klar definierte Linien die sich an das Key-Layout des Boards anpassen.
Durch den leichten Anstieg nach hinten, sind die Keys an der Oberseite des Case fast eben zur Oberfläche und an der unteren Kante stehen sie mit XXXmm über. Auch das bringt ein weiteres optisches Detail in Spiel was ich sehr mag.

Was mir nicht ganz zusagt aber den Spaß nicht mindert: Die Unterseite des Keyboards ist offen. Das heißt die PCB liegt blank im PCB. Verschraubt wird die PCB in die Oberseite des Cases und bietet Platz für insgesamt 12 Gummifüße, die den nötigen Abstand zum Schreibtisch garantieren und dafür sorgen, dass das Board nicht rutscht. Gefühlt könnte das Board auch eine Unterseite vertragen aber das sind Details über die man streiten kann.

Einen kleinen Nachteil hat das FDM Case dennoch. Durch das Layer-Druckverfahren sind diese leider auch an manchen Stellen sichtbar. Wer eher glatte Alu-Cases oder Resin-Cases bevorzugt, dem/der wird das direkt auffallen. Zum Glück ist es nicht mein erstes Keyboard mit FDM-Case und ich bin die Optik gewohnt. Mich stört sie nicht mehr - ich kann aber nachvollziehen, wenn es einem nicht zusagt.

0x08 - FAZIT


Ist das ENDGAME nun wirklich das Endgame? Die Antwort kann ich nicht geben, das müsst ihr für euch entscheiden. Was ich aber sagen kann ist, dass das ENDGAME schon sehr geil ist. Die Gesamthöhe des Boards ist sehr cool und macht Low-Profile im Namen alle Ehre. Schön flach und durch die Gummifüße rutschfest auf dem Schreibtisch. Die Größe des Boards ist auch super. Klein, handlich und passt in jede Tasche. Nachteil hier ist die offene Unterseite. Durch eben die würde ich das Board nicht einfach in den Rucksack werfen aus Angst was kaputt zu machen. Mir ist natürlich bewusst, dass man hier entscheiden muss zwischen Bauhöhe und Unterseite. Ursprünglich basiert das ENDGAME auf dem Alice-Layout. Meine Erfahrungen damit waren eher mäßig, allerdings ist hier der Splay und der Stagger so gewählt, dass es mein Hirn nicht so irritiert wie bei einer Original-Alice. Was mich dennoch am Layout stört, sind die 1u Thumb-Keys. Die sind, ähnlich der Corne, so positioniert, dass man mit dem Daumen quasi unter den Zeigefinger greifen muss und das fühlt sich nicht richtig an. Die nach außen geschobenen 1.5u Keys allerdings sind wieder so dediziert, dass sie perfekt für den GUI-Key und Alt (beide für XMonad) sind.
Alles in allem ist das ENDGAME cool und meine Mankos sind zum einen reine Geschmackssache und zum anderen kleine Details die dem Spaß an dem Keyboard keinen Abbruch tun. Ich werde das ENDGAME mal eine Weile bespielen und bin mir sicher nicht enttäuscht zu werden.
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