Am 01-09-1981 tauchte in der TAZ ein Anzeige mit dem Namen "TUWAT.TXT" auf.
Der Inhalt der Anzeige:
TUWAT.TXT
Daß die innere Sicherheit erst durch Komputereinsatz möglich wird,
glauben die Mächtigen heute alle.
Daß Komputer nicht streiken, setzt sich als Erkenntnis langsam auch
bei mittleren Unternehmen durch.
Daß durch Komputereinsatz das Telefon noch schöner wird, glaubt die Post heute
mit ihrem Bildschirmtextsystem in “Feldversuchen” beweisen zu müssen.
Daß der “personal computer” nun in Deutschland dem videogesättigten BMW Fahrer
angedreht werden soll, wird durch die nun einsetzenden Anzeigenkampagnen klar.
Daß sich mit Kleinkomputern trotzalledem sinnvolle Sachen machen lassen,
die keine zentralisierten Großorganisationen erfordern, glauben wir.
Damit wir als Komputerfrieks nicht länger unkoordiniert vor uns hinwuseln,
tun wir wat und treffen uns am 12.09.81 in Berlin, Wattstraße (TAZ-Hauptgebäude) ab 11:00 Uhr.
Wir reden über internationale Netzwerke – Kommunikationsrecht – Datenrecht (Wem gehören meine Daten?) –
Copyright – Informations- u. Lernsysteme – Datenbanken – Encryption – Komputerspiele – Programmiersprachen –
processcontrol – Hardware – und was auch immer.
Tom Twiddlebit, Wau Wolf ungenannt (»2)
1. September 1981
Was aus dieser Anzeige hervor ging ist der Chaos Computer Club, kurz CCC, die "galaktische Gemeinschaft von Lebewesen".
Gestern (12.09.2021) feierte der CCC nun sein 40-jähriges (oder eben in Hexadezimal: 0x28) Bestehen.
HAPPY BIRTDAY CCC!
Zu diesem wirklich stattlichem Jubiläum der wahrscheinlich größten Hackervereinigung des Universums hab ich mir gedacht, ich gleiche hier mal die Zeitlinien das Clubs mit meiner eigenen ab und schreibe hier diese kleine Liebeserklärung.
Ich bin selber kein Clubmember sondern reiner Sympatisant.
Warum? Das ist einfach:
In der Stadt in der ich aktuell lebe gibt es keinen CCC, geschweige denn einen CCC-nahen Hackerspace.
Das einzige, dass es hier gibt, ist ein "Makertreff" (der so angestaubt ist wie diese Stadt) und einen Co-Workingspace der rein kommerziell ist und zur Knüpfung von Geschäftskontakten dient mit einer "Kantine" die eher einem Sternerestaurant gleicht.
Also nicht das was ich mir vorstelle.
Der nächste Club wäre der wunderbare
CCCS (Stuttgart). Der ist allerdings 1h Fahrt weg und auch nicht wirklich eine Option.
Soviel erst mal zum status quo.
Wie fing das nun alles an.
Ich denke meinen ersten Rechner (C64) bekam ich von einem Onkel. Allerdings nicht beim Release sondern erst Mitte der 90er.
Darauf folgte ein 386er Windows 3.11 Rechner und die ersten Erfahrungen mit Basic. Zack! Angefixt.
Wirklich los ging es dann, als das erste 56k Modem Einzug hielt und den neuen Windows 95 Rechner in die Weiten des Internets katapultierte.
Schnell wurde es langweilig nur Games zu spielen und auf BASIC zu starren. Also forscht man Internet und stößt auch auf "andere Nutzungsoptionen" für Computer.
Sehr sehr schnell fällt einem dann der CCC vor die Füße.
Anfangs konnte ich (wahrscheinlich altersbedingt) noch nicht viel damit Anfangen - wo sind denn nun die Anleitungen zum Hacken? :D
Aber irgendwie hat es der CCC doch immer wieder in mein Blickfeld geschafft.
Der Punkt an dem sich der CCC dann vollends in meinem Hirn verfestigt hat, war eine Dokumentation die ich leider nie wieder gefunden habe.
Ich weiß nur noch, dass Tim Pritlove darüber redet "out of the box" zu denken (wer weiß welche Doku das ist - her damit!)
Irgendwann wird Mensch natürlich "erwachsener" und als das bei mir eingetreten ist, bekam dann auch die CCC-Hackerethik endlich die Aufmerksamkeit, die sie verdiente.
Nicht zuletzt basiert auch die NERDBUDE auf den Grundsätzen eben dieser Hackerethik (
PRINCIPII NERDBUDIA).
Nun sitzt da der Jungnerd und fragt sich wie sein Leben weiter geht. Hacken (im illegalen/negativen Sinn) ist mit den eigenen Werten nicht zu verbinden.
Also lernen. System anschauen. Systeme verstehen. Hardware zerlegen. Hardware (wenn möglich) funktionierend wieder zusammenbauen.
Die alte Windowskiste steht einem da schnell im Weg. In einer Zeit, in der es noch Printmedien gab, erwarb ich seinerzeit ein Magazin (inkl. CD-ROM) mit Linux (Kernel ver. 2.6).
Also "Adieu Windows!" und Linux installiert. Drei Stunden später saß ich vor einer Shell.
Dann passierte lange nichts. Ich hatte keine Ahnung was das sein soll.
Interessanterweise ist Linux so vernerdet, dass auch hier wieder ein Schnittpunkt zum CCC entstand und ich viele Tips und Commands gelehrt bekommen habe von CCC'lern.
Seit dem wuchs und wächst das Spektrum an Medien, Menschen und Projekten die mein Zeitlinie immer wieder schneiden und teilweise auch eine lange Zeit auf meiner Zeitlinie verweilen.
So zum Beispiel das
CHAOSRADIO, der erste Podcast (wenn das damals schon so genannt wurde) den ich bewusst und regelmäßig gehört habe. Im besonderen die
FOLGE 23. Bis heute meine am häufigsten gehörte Podcast Episode überhaupt.
(un natürlich läuft die Folge soeben, während ich das hier tippe)
Irgendwann spühlt es dann auch die anderen "Chaos-Podcasts" in den Podcatcher:
CHAOS SIEGEN,
CRE,
DATENKANAL,
HACKERFUNK,
HAECKSENWERK,
LOGBUCH:NETZPOLITIK,
PENTARADIO und noch viele viele mehr...
So hat sich der CCC zumindest nahezu täglich in mein Ohr eingenistet.
Die Augen werden natürlich auch nicht verschont und da ich beruflich und privat nicht in absehbarer Zeit zum berühmten Chaos Communication Congress kommen werde, liefert
MEDIA.CCC.DE die Bilder.
Auch im Umfeld des
CLICK! CLACK! HACK! Podcast tummeln sich sehr angenehme Menschen aus dem Clubumfeld.
Der letzte große Schnittpunkt, der mein Leben wahrlich veränderte war ein Besuch um 2009 (ich kann mich auch täuschen) in der wunderbaren
C-BASE.
Hier hat mir jemand (Name bleibt geheim ;) ) nahe gelegt, wenn ich Bock auf nen Job in der IT habe, es einfach machen soll (dazu sei gesagt ich habe weder Informatik studiert noch im Rahmen einer Ausbildung gemacht).
Dieses Gespräch (und auch der Name vom member) von damals, haben lange in mir verweilt und immer mal wieder gekratzt. Nun sitz ich heute in einem IT-Job, bei dem ich Morgens nicht "das kalte Kotzen" bekomme, wenn ich aufstehe.
Quasi mein kleines TUWAT.
Nun kann ich sagen der CCC, diese galaktische Gemeinschaft von Lebewesen, beeinflusst mich tagtäglich in meinem Handeln und Denken und durch diverse Menschen im Clubumfeld lerne ich genauso oft dazu.
Der CCC ist (und ich glaub das kann man sagen) die wichtigste Instanz in diesem Land, wenn es um Fragen zu Digitalisierung, IT-Security und IT-Kompetenz und deren Vermittlung geht.
Nicht zuletzt durch die vielen vielen ehrenamtlichen Projekte im und um den Club herum.
Darum noch zum Schluss:
Lieber Chaos Computer Club ich wünsche euch alles, alles liebe zum 40-jährigen Bestehen.
Ihr bereichert und verändert mein Leben und mit Sicherheit auch das Leben vieler andere Menschen zum positiven.
Dank euch wird diese Welt eine deutlich bessere.
Macht weiter so!
Natürlich auch ein großes Dankeschön an alle Synapsen die der Cortex CCC bisher
gebildet hat und noch bilden wird und die unfassbaren vielen Menschen die das alles mit
ehrenamtlichen Tätigkeiten und Expertise möglich machen!
In diesem Sinne:
"Hack the Planet!"